" Mein Austauschjahr in den USA: August 2013

Samstag, 31. August 2013

Nichts Böses ahnend...

Endlich habe ich wieder Zeit, ein bisschen was zu schreiben. Und die brauche ich auch, denn ich habe eine unglaubliche Geschichte zu erzählen. Hier eine gekürzte Fassung:
Alles begann, als ich am Sonntag vor zwei Wochen mit einem Freund und seiner Familie unterwegs war. Auf der Heimfahrt bekam ich plötzlich die Nachricht, dass ich eine neue Gastfamilie bekommen sollte. Erst einmal war es ein Risenschreck für mich, denn ich wusste von absolut nichts. Ich sass einfach im Auto und konnte es nicht fassen. Eben noch war ich glücklich, und einen Moment später stürzte alles in sich zusammen. Ich schrieb meiner Gastmutter sofort eine Nachricht und fragte, was los war. Sie sagte, sie wollte das gar nicht so, alles sei zu schnell gegangen. Ich erfuhr, dass die Local Rep. mich im Haus der Familie, mit der ich unterwegs war, abholen komme. Anscheinend ist mein ganzes Zeugs bereits gepackt und bei der neuen Gastfamilie. Ich wartete also, total überrumpelt und hilflos, auf weitere Informationen. Es ist bereits zwei Wochen her, aber wenn ich so darüber Nachdenke merke ich erst, wie verrückt das alles war!
Als die Local Rep. mich abholte fuhren wir zum Haus der "neuen" Gastfamilie. Die nächste Stunde sass ich mit der Local Rep, ihrem Mann und den beiden Eltern der neuen Gastfamilie zusammen. Ich hatte nur die Seite der Geschichte der Local Rep gehört, was mich sehr verwirrte, denn auch sie war nicht wirklich über die Hintergründe informiert.  Das Puzzle setzte sich aber zusammen, als ich zwei Tage später mit meinem ehemaligen Gastvater reden konnte:

Donnerstag, 15. August 2013

Amerika kennenlernen

Ich bin jetzt schon mehr als eine Woche ein Logansport. Ich habe schnell aufgehört die Tage zu zählen, es vergeht alles so schnell. Als ich aufwachte am Montag war es bereits Mittag. Ich habe ein bisschen was gegessen und bin dann um drei Uhr mit Tyler zum Football gefahren. Am ersten Tag habe ich nur zugesehen, weil ich noch keinen Medizincheck gemacht hatte. Aber bereits am Dienstag konnte ich den machen (die Ärztin hat mich nach einer Stunde Wartezeit etwa 5-10 Minuten untersucht), und konnte mit trainieren. Die eineinhalb Wochen vor dem Schulbeginn finden sogenannte "Twiceadays" statt, das heisst wir haben zwei Trainingseinheiten pro Tag, von 3 bis 9 Uhr und mit einer Stunde Pause in der Mitte. Ich bekam also am ersten Tag meine Shoulderpads und den Helm in die Hand gedrückt, zog meine Cleats an (Footballschuhe mit Stollen). Ich hatte natürlich keine Ahnung wie man die Ausrüstung mit all den Bändern anzog, und lief nur mit T-shirt und den Shoulderpads und dem Helm in der Hand aufs Feld. Ich war später dran wegen der Ausrüstung und alle waren schon mitten im Stretching. Das heisst die Spieler standen, wie man es aus Filmen kennt, in Schachbrettformation und machten was die Captains übers Feld brüllten. Es musste lustig ausgesehen haben, wie ich ich hilflos mit der Ausrüstung in der Hand zu ihnen gelaufen kam. :) Aber es kamen sofort ein paar Jungs zu mir und halfen mir sie anzuziehen. Es ist dennoch kompliziert, und ich mache es auch jetzt noch gerne im Spiegel, denn da sieht die Bänder und Gurte besser und muss sich nicht unnötig verrenken.
Das erste Training war hart. Ich wusste nicht was ich tun, und zu welchem der etwa sieben Coachens ich gehen musste. Aber das blödeste war, dass ich kaum etwas verstand. Das ganze Footballvokabular mit den speziellen Wörtern, aber auch "normale" Wörter, wie zum Beispiel verschiedene Gangarten im Football, stellen eine Herausforderung dar. Ich lerne fast ausschliesslich durch abschauen der Anderen.
Ab dem zweiten Tag ging es rasch besser. Ich lernte meine Position kennen (Linebacker, ich wusste bald wohin ich gehen musste, bei welchem der sieben Position-Coaches ich trainiere, wie die Übungen funktionieren und sogar wie die vielen Schlachtrufe heissen. Bevor zum Beispiel wir Linebacker uns einen Becher Wasser holen, ruft immer einer: "LB's (Linebackers) on three", und der Rest antwortet: "One, two, three - LB's!"  Es gibt aber, je nach Gruppe, verschiedene Rufe. Manchmal rufen wir anstatt "LB's -" auch "Defense -" oder "Loganpride on three"!
Wir müssen uns nicht einmal selber ums Wasser kümmern, neben den Trainern gibt es nämlich sogenannte Managers: Ein paar Mädchen, die sich um die Trikots und vieles mehr kümmern. Und sie füllen unzählige Becher mit eiskaltem Wasser während dem ganzen Training! Pro Person sind das etwa 5-10 Becher - jeden Tag! Was angesichts unserer Teammitglieder eine Menge ist, denn wir sind (inkl. Freshmen) sicher über 50 Footballer!
Wenn ich nicht gerade trainieren oder schlafen war, erledigte ich einige wichtige Sachen. Ich habe mich beispielsweise um einen Handyvertag gekümmert. Da mein iPhone einen Sim-Lock hat, musste ich mich nach Alternativen umsehen. Ein Handy ist hier nämlich sehr wichtig, alleine schon um jemanden anzurufen der einen von irgendwo abholt. Denn ohne Auto ist man hier gestrandet! Jedenfalls habe ich das iPhone 3 meines Gastvaters ausleihen können, bis ich mir ein Handy kaufe in welches ich eine Sim-Karte stecken kann. Da ich aber keine Social Security Nummer habe, wie alle Amerikaner, kann ich keinen Vertrag abschliessen. Ich habe jetzt einen monatlichen Plan für 40 Dollar, das war die günstigste Möglichkeit.
Auch konnte ich bereits ein Bankkonto eröffnen, auf welches mir meine Eltern von jetzt an alle paar Wochen Geld überweisen werden. Das kommt günstiger und unkomplizierter, als ein Schweizer Konto hier zu benützen. Es benötigte auch kaum Aufwand, ein bisschen Papierkram halt, und meine Eltern mussten ein Papier unterschreiben, scannen und per Mail an mich zurücksenden, bevor ich mein Konto bekam.
Am Wochenende waren wir in Lafayette, eine grössere Stadt, wenig mehr als eine Stunde entfernt. Eigentlich kann man sagen wir waren in der Lafayette Mall, denn von der Stadt habe ich nicht allzu viel gesehen. Das ist auch gar nicht nötig, in dieser Mall hat es nämlich alles! Es gibt viele bekannte Stores, wie zum Beispiel American Eagle und Hollister. Aber auch Läden die es in Europa kaum gibt, wie Victoria's Secret, befinden sich ein dieser Mall. Wir haben nicht einmal annähernd die ganzen Gebäude durchquert, wie ich im Nachhinein bemerkt habe. Denn als wir mit dem Auto weggefahren sind,  fielen mir erst ihre gewaltigen Ausmasse auf. Es gibt, neben vielen weiteren Geschäften, auch ein Macy's Kaufhaus.

Die Mall in Lafayette: ähnlich wie ein normales Kaufhaus - und doch anders

Ich hatte damit gerechnet, aber nie hätte ich gedacht dass Amerika so günstig ist! Ein riesige Schachtel kleiner Wasserflaschen (mindestens 40 Stück), kostet 4 Dollar, ein Haarschnitt 6$. Vier der teuersten und besten Top Rasierklingen von Gilette, für die man in der Schweiz umgerechnet mindestens 25-30 Dollar bezahlt, kosten hierzulande 5 Dollar. Und eine Dreierpackung T-shirts von U.S. Polo Association, einer mir bis vor ein paar Tagen unbekannten, aber edlen Premiummarke, kostet hier 11$! Im Landesinneren ist alles noch viel günstiger als in New York,
Die Tage gehen schnell vorbei, ich lerne jeden Tag etwas neues kennen, und dennoch wird mir alles vertrauter und es kehrt eine erste Routine ein.
Ich habe Bald zwei Wochen in Logansport verbracht, viele Leute kennengelernt, viele Namen wieder vergessen, und viel erlebt. Ich versuche so viel wie möglich von dem, was ich alles zu erzählen habe, hier auf meinen Blog zu schreiben.
Bald folgt mehr!
Bis dann! :

Dienstag, 13. August 2013

Der erste Tag in Logansport

Als ich am Flughafen in Indianapolis ankam, sah ich meine Gastfamilie sofort. Da Tanner, der grosse Bruder, an einem Wiz Khalifa Konzert war, kamen nur meine Gasteltern und mein Gastbruder Tyler. Wir verstanden uns alle auf Anhieb. Auf der knapp zweistündigen Heimfahrt lernten wir uns ein bisschen besser kennen. Meine Mutter hört zu meinem grossen Erstaunen sehr gerne Hip Hop und Gangsta Rap - und zwar so laut und mit so viel Bass dass die Fenster vibrieren! :) Sie ist sehr freundlich, liebenswert und fürsorglich. Sie ist eine die auch gerne mal ein bisschen schnell fährt - ganz im Gegenteil zu meinem Dad. Er fährt gerne gemächlich und mag s gemütlich. Und ich mag seinen sarkastischen Humor, auch wenn ich manchmal ein paar Sekunden überlegen muss bis ich die Pointe verstehe. Mein Bruder ist ein lustiger Typ, mag grosse Trucks und jagt sehr gerne. Er hat mir seine beeindruckende Waffensammlung gezeigt, mit der er, wenn die Saison beginnt, sicher manche Enten oder sogar Rehe auf die Teller bringen wird.
Tyler und ich
Bereits als ich ankam, fiel mir die Sauberkeit und Gepflegtheit des sehr modernen Flughafen auf. Aber als wir durch Logansport fuhren, hin zu unserem Quartier, war ich sehr positiv überrascht: die Strassen sind alle sehr neu und viel besser als in der Schweiz. Die Rasenflächen sind alle saftig grün und geschnitten, es sieht alles sehr neu und gepflegt aus. Die Nachbarschaft sieht sehr freundlich aus, es ist ruhig und von Bäumen umgeben. Unser Haus ist typisch amerikanisch und sehr gemütlich.
Nachdem mir das ganze Haus gezeigt wurde, ich meine Koffer geleert habe und alles im Schrank verstaut habe, kam meine Local Rep. Linda mich besuchen. Sie erklärte mir ein paar Sachen, sah sich mein Zimmer an, (Erst wenn die Kleider verstaut sind ist man bei der Gastfamilie angekommen :)) und gab mir einige Unterlagen. 
Am Abend gingen wir ins Restaurant. Die Market Street mit all den Restaurants und Fastfoodläden befindet sich nur wenige Fahrminuten entfernt. Wir gingen zum Mexikaner, und ich verstand kaum was auf der Menukarte stand.  Ich bestellte einfach das gleiche wie mein Bruder, den Burrito Gigante. Dieser war auch wirklich "gigante" und ich ass nur die Hälfte. Das ist in Amerika kein Problem, man nimmt den Rest einfach mit nach Hause. An diesem Abend bekam ich meinen ersten "Free Refill". In Amerika kann man nämlich den Plastikbecher, (Ich habe hier noch fast nie aus einem Glas getrunken) sooft man will gratis nachfüllen lassen. Will heissen man trinkt gut und gern mehr als einen halben Liter pro Mahlzeit, oft sogar von einem Süssgetränk. Nach dem Essen machten wir noch eine kleine Tour, auf der ich meine Stadt ein bisschen besser kennen lernte.
Der erste Tag in Logansport verlief super, ich hatte wirklich Glück mit meiner Platzierung. Als ich spät am Abend zu Bett ging schlief ich wie ein Stein. ;)

Freitag, 9. August 2013

New York

Am Mittwochmorgen um sechs war es so weit. Ich verliess mit meinem ganzen Gepäck mein Zuhause und fuhr mit meiner Familie zum Flughafen Zürich. Nachdem ich eingecheckt hatte, war es an der Zeit mich von meinen Eltern und meiner Schwester zu verabschieden. Aber der Abschied fiel uns allen nicht so schwer, denn wir hatten genug Zeit, um uns auf diesen Moment vorzubereiten, und wir wussten, dass er kommen würde. Ich reiste mit fünf schweizer Austauschschülerinnen, mit denen ich bereits über Whatsapp ein bisschen geschrieben hatte und wir trafen uns nach dem Abschied im Starbucks, natürlich alle mit dem INTO T-Shirt, von wo aus wir zusammen durch die Gepäckkontrolle und den Zoll gingen.
Das Flugzeug startete mit einer kleinen Verspätung, aber alles verlief ohne Zwischenfälle.
Der Flug war angenehm, ich schaute zwei sehr gute Filme, 'Argo' und 'Cloud Atlas', und unterhielt mich mit den anderen, Nach neun Stunden landeten wir schliesslich in Newark, einem hässlichen Flughafen in New Jersey. Nach dem Baggage Claim wurden wir von einer kleinen INTO Gruppe empfangen. Leider lief irgendetwas schief, sodass wir geschlagene vier Stunden warten mussten bis alle anderen Austauschschüler aus ganz Europa ankamen, insgesamt über 80, und wir in die vier (!) Cars einsteigen konnten, welche uns zum Hotel brachten.

Unser Youth Hostel an der Amsterdam Avenue
Unser Hotel ist ein schönes Gebäude, zwei Blocks vom Central Park entfernt, ziemlich gut gelegen in Manhattan. Nach der Ankunft bezog ich mein Zimmer mit drei weiteren Jungs, einem Spanier, einem Holländer und einem Italiener - wie das Youth Hostel und die Stadt selber, unser Zimmer war multikulturell.
An diesem Abend waren wir alle nicht mehr zu gebrauchen. Nach einem 24 Stunden Tag war es auch verständlich, dass wir alle schliefen wie kleine Babys. Am nächsten Morgen fing unser Camp erst richtig an. Nach dem Frühstück wurden wir in Gruppen von etwa 15 bis 20 Leuten eingeteilt. Mit meiner Gruppe spazierten ich ein bisschen durch den Central Park, aber weil es zu Regnen anfing änderten wir das Programm und gingen bei Macy's shoppen. Ich kaufte wegen dem schweren Koffer nur leichte T-Shirts. Für Marken, die bei uns über 100,- kosten, bezahlte ich in New York weniger als 30 Dollar!
Am Abend gingen wir zum Times Square. Es war immer noch ein wenig regnerisch, ich musste dementsprechend aufpassen auf meine Kamera, aber es war wunderschön. Egal welchen Bildausschnitt, diese Leuchtreklamen und gigantischen Displays sind einfach auf jedem Bild fotogen! Übrigens: Der Times Square hat sich zu einer so grossen Touristenattraktion entwickelt, dass das Baugesetz erfordert, dass alle Gebäude bis zu einem bestimmten Grad mit Werbetafeln bedeckt sein müssen!

Times Square - Das pulsierende Zentrum der Stadt
Der zweite Tag war von morgens bis abends voll mit Programm. Wir mussten alle früh aufstehen, denn direkt nach dem Frühstück wurden wir mit einem gelben Schulbus zum Touristenhafen gefahren, von wo aus die grossen Fähren zu Liberty Island fahren. Es war sehr heiss, aber man konnte sich mit eiskaltem Wasser der Strassenhändler abkühlen. Als die Into Campleader unsere Tickets besorgt hatten, mussten wir alle eine riesige Halle durchqueren und die "Airport Style Security" Prozedur über uns ergehen lassen, inklusive Schuhe ausziehen. Aber als wir schliesslich ablegten wurden wir mit einer sehr beeindruckenden Aussicht auf die Manhattan Skyline belohnt, die Fähre machte sogar einen kleinen Umweg, sodass wir die Freiheitsstatue aus allen möglichen Perspektiven zu sehen bekamen.

Lady Liberty vor einer wunderschönen Kulisse 
Nach zwei Stunden ausführlichen Spaziergängen kreuz und quer über die Insel, unzähligen Fotos und tollen Ausblicken, ging es wieder zurück aufs Festland. Der nächste Hotspot auf unserer Liste war das Financial District. Es war beeindruckend, zwischen all diesen gigantischen Wolkenkratzern hindurchzulaufen. Ein Zwischenstopp auf unserer Tour gebührte dem Bronzebullen an der Wall Street. Der Legende nach soll dieser während der Great Depression auf magische Art und Weise erschienen sein, um die Amerikaner an die immer noch gewaltige Finanzkraft zu erinnern, und den Leuten so wieder Hoffnung zu geben, die Wirtschaft sei noch intakt.