" Mein Austauschjahr in den USA: I came to America

Sonntag, 18. Mai 2014

I came to America

"I came to America seven years ago." So beginnt meine Rede, die ich in den letzten Monaten hunderte male aufgesagt habe. Beim Grease Abschluss Dinner in Applebee's bekam ich mit, dass viele aus dem Cast im Speech Team sind. Ich fragte nach, und sie sagten mir wie toll es sei und dass ich auch beitreten sollte. Ich ging also am nächsten Dienstag in den Klassenraum der Speech Coachin und Englischlehrerin Mrs. Kranz und schrieb mich ein. Sie ist extrem freundlich und war begeistert, dass ich als Austauschschüler, mich als englischer Redner versuchen wollte. Es war eine Woche vor Weihnachten und weil ich zwei Wochen später als alle anderen angefangen hatte, hatte ich noch keine Speech.
In High School Speech & Debate gibt es sehr viele verschiedene Disziplinen. Es gibt Original Oratory, in welcher man eine eigene Rede schreibt, Original Performance, wo man etwas schreibt und danach als eine Art "Ein Mann Theater Performance" vorträgt. Dann gibt es Humorous oder Dramatic Interpretation, wo man ein humoristisches oder dramatisches Stück vorspielt, beide gibt es als Einzeldisziplin und Doppel. Es gibt Prose, aus einem Buch vorlesen, Poetry, eine are Slam Poetry mit verschiedenen Gedichten, Impro einzel und Duo, wo man in 30 Sekunden ein Stück improvisieren muss, und viele mehr. Speziell hervorheben will ich noch Radio, wo man eine zweiminütige Radioshow vortragen muss, Extemporaneous, wo man 30 Minuten Zeit hat um eine 7 minütige Speech über ein politisches oder ökonomisches Thema zu halten, und zu guter Letzt Discussion, wo man über ein oftmals politisches Thema debattieren muss.

Das Logansport Speech Team
Ich wollte zuerst Discussion machen, hatte mich dann aber für Declamation entschieden. Das bedeutet ich habe eine Speech von jemand anderem interpretiert und vorgetragen. Da ich ganz zu Beginn nicht recht wusste wie alles ablief hatte ich ohne gross zu zögern die Speech genommen die mir die Coachin empfohlen hatte.
Nach Weihnachten und Christmas Break in Florida hatte ich trotz den vielen Stunden in der Sonne liegend keine Zeit gefunden, meine Speech zu üben. Erst als wir von Florida zurückgekommen sind habe ich damit angefangen. Ich lernte in drei Schritten. Schritt 1: Lesen der Speech und mit ihr vertraut werden und der Autorin, Jenny Vuong bei ihrer Präsentation zuhören. Ich hatte das ein paar Mal gemacht und kam dann zu Schritt 2: Mich selbst aufnehmen mit dem iPhone und danach hören. Nachdem ich das während zwei Tagen bestimmt 15 mal gemacht habe, manchmal nur im Hintertgrund während ich draussen war, Staubsaugte oder duschte, hatte ich Reihenfolge der Rede und die Sätze im Blut. An Tag 3 kam dan auch Schritt 3: Intensives und detailliertes lernen der Speech. Ich bin normalerweise eine totale Niete im Vokabeln lernen und dergleichen, aber nachdem ich einen halben Nachmittag am Tisch sass und die Speech Satz für Satz, Abschnitt für Abschnitt auswendig lernte, war ich sehr überrascht wie schnell es ging. Nach zwei weiteren Stunden an Tag vier konnte ich die Speech auswendig. Ich war natürlich sehr stolz, eine zehnminütige Speech in so kurzer Zeit gelernt zu haben.


Zwei Tage später sollte das erste Speech Meet sein. Aber glücklicherweise wurde es abgesagt wegen den extremen Schneeverhältnissen. Auch wenn ich die Speech theoretisch konnte war ich in Fragen Präsentation noch nicht ganz sattelfesst. Ich hatte eine ganze Woche bis zum nächsten Meet. Am Montag, Dienstag und Donnerstag hatten wir jeweils Training. Das heisst man ging direkt nach der Schule zum Klassenraum von Mrs. Kranz. Viele des Teams waren da, und nacheinander trug man seine Rede vor einer der drei Coachinnen vor. Manchmal gingen wir auch in andere Klassenzimmer. Wenn man gleich zu Beginn dran kam, war man nach 10-20 Minuten fertig mit Practice. Manchmal kam man auch erst am Schluss dran, und konnte somit den anderen zuhören. Es herrschte aber keine Klassenzimmer-Atmosphäre. Ich genoss es sehr, da zu sein mit all den tollen Leuten, Rückmeldungen zu geben und zu erhalten, und sich ständig zu verbessern.
Am Samstag war das erste Speech Meet unserer Saison. Es war in Lafayette, in einer sehr grossen Schule, und das grösste Speech Meet der Saison. Ich wachte um 6:30 auf, duschte, frühstückte und wurde von meiner Gastmutter zur Schule gefahren. Wir trafen uns in im Speech Klassenzimmer, um wenige Minuten später, um 7:30 in den Schulbus zu steigen und loszufahren. Lafayette ist ein wenig mehr als ein Stunde von Logansport entfernt. Die meisten im Team versuchten noch ein wenig zu schlafen, auch wenn das nicht so ganz einfach ist in den sehr unbequemen Bussen. Fünfzehn Minuten vor Ankunft zugen wir uns alle um und stiegen in unsere formellen Anzüge, Blazer und Röcke. Das ist keine leichte Aufgabe im wackeligen, engen Bus. Nachdem die Kravatten perfekt sassen, genug Gel in den Haaren klebte (ausser in meinen ;)), das Makeup aufgetragen war und alle die Anzugsschuhe und High Heels anhatten, kamen wir an. Wir suchten uns einen Tisch in der Cafeteria und machten uns bereit. Wir hatten jede Menge Esswaren dabei: Chips, Kuchen, Cupcakes, Kekse, Früchte, Sandwiches und andere Snacks - Alles wurde auf dem Tisch ausgebreitet. Aber es war zu früh um hungrig zu sein. Statdessen füllten wir unsere Kritikblätter aus mit Schulcode, Kandidatencode, Disziplin und Namen der Speech. Diese würden wir später den Judges, also der Jury geben, welche uns bewerten und es uns nach dem Meet zurückgeben.

Das beste Critique Sheet das ich diese Saison bekommen habe
Nachdem wir die Sheets ausgefüllt hatten, und uns mit einer Fuselrolle säubern liessen, eins der üblichen Speech Meet Ritualen, wurden die Wettkampf Spielpläne aufgehängt. Wie bereits gesagt, war Lafayette das mit Abstand grösste Meet der Saison. In Declamation hatte es 36 Teilnehmer. Wir wurden in wie immer in Speech & Debate, Sechsergruppen eingeteilt. Ich ging zu dem mir zugeteilten Klassenraum, was eine ziemliche Challenge war, denn das Schulhaus war extrem unübersichtlich und systemlos aubgebaut. Ich gab mein Kritikblass der Jurorin und setzte mich. Mache Teilnehmer waren in  zwei Disziplinen, welsbalb sie erst später kamen, oder früher gingen. Das Meet begann um 9:30, eine Stunde später als geplant, denn im Schneechaos kamen viele Schulen zu spät.
Ich trat gegen sehr gute Gegner an, und war dementsprechend nervös. Ich merkte, dass das Auswendiglernen einer Rede in so kurzer Zeit zwar gut war, aber ich konnte nur 99% der Speech. Das letzte Prozent kommt erst mit der Zeit. Dies und die Nervosität führte dazu, dass ich zwei kleine Patzer hatte, als ich vergass was ich sagen wollte. Ich konnte mich zwar wieder auffangen, aber ich wahr verunsichtert, was man mir wohl ansah.
Danach hatte ich noch zwei weitere Durchgänge. Ich hatte versucht, nicht mehr zu patzen, hatte es aber nur bedingt geschafft. Ich hatte beide Male einen kleinen Patzer gehabt, wenngleich sie weniger gravierend waren als das erste Mal. Ich wurde 4ter, und zwei Mal 5ter. Der meiner Meinung nach schlechteste Durchgang wurde mit Rang 4 am besten bewertet. Das zeigte mir, wie stark es auf die Jury ankommt. Manchmal finden sie einen gut, manchmal schlecht. Die einen finden einen Patzer schlimmer als andere.

Am Homemeet in Logansport
Ich hatte mir keine grossen Hoffnungen gesetzt und war dementsprechend nicht besonders enttäuscht. Ich freute mich, Erfahrungen gesammelt zu und das erste mal teilgenommen zu haben. Ich arbeitete die nächste Woche besonders hart, doch leider wurde das darauffolgende Speech Meet am Samstag abgesagt wegen dem Schnee. Ich hatte also eine weitere Woche Zeit.
Am nächsten Samstag, zwei Wochen nach dem ersten Meet fand das einzige Home Meet statt.
Wir versammelten uns um 6:30 morgens, um alles vorzubereiten. Dieses mal hatte ich ein super Gefühl und war sehr selbstsicher. Leider hatte ich im ersten Durchgang einen kleinen Übergang verpatzt, genauer gesagt hatte ich einen Satz mit einem Satzende am Ende der Speech beendet, und übersprang somit einen grossen Teil meiner Speech, beinahe einen Drittel. Ich war anstelle von 10 Minuten vier Minuten früher fertig, was sich wohl auch auf meine Wertung auswirkte. Beim zweiten Durchgang fing ich mich wieder auf und hielt meine Speech so gut wie noch nie. Auch das dritte Mal lief es sehr gut. Am Ende war ich siebter. Meine Coachin hat mir später gesagt, ich wäre gleichauf gewesen mit einer anderen Teilnehmerin, welche aber gegen mich im ersten Durchgang besser platziert war und es deshalb in den Finale schaffte.

Das Yearbook Foto des Speech Teams
Das Dritte Meet war zwei Wochen später. Es war das kleinste Meet der Saison, aber das Niveau war totzdem nicht minder hoch. In all den Wochen hatte ich meine Speech perfektioniert, und platzierte mich drei Mal auf Platz 2 und einmal auf dem ersten Platz. In der Finalen Wertung war ich erster, hatte also das Meet in meiner Kategorie gewonnen und bekam einen Ribbon, ein blaues Stoffband. Ich war sehr überrascht und überglücklich. Nie hätte ich gedacht, dass ich als Ausländer es so weit bringen könnte in Speech.

Weitere zwei Wochen später war das für mich letzte Meet meiner Saison. Es war Sectionals, also die Qualifikation für die State Meisterschaft in Indianapolis. Jedes Team schickte nur ihre besten Speechers. Ich hatte die Ehre, dabei zu sein, und hatte nach dem grossen Erfolg beim letzten Mal grosse Hoffnungen. Leider   wurde ich wieder in die Realität zurückgeholt. Die Konkurrenz war derart stark, dass ich keine Chance hatte und es demanch nicht geschafft habe. Dennoch war es ein toller Abschluss der Saison und ich freute mich, das letzte Mal mit diesem tollen Team zusammen zu sein. Später kam dann noch das Distric Tournament, also die Qualifikation für die Nationals, die Landes-Finalmeisterschaft in Texas, aber ich habe daran nicht Teilgenommen als Speecher weil Declamation darin nicht vorhanden ist.

Wir haben das District Tournament zu Hause gehostet. (Die meisten haben nicht teilgenommen, weil viele Disziplinen nicht in den District Tournaments dabei sind)
Speech ist bisher das tollste, was ich an der High School gemacht habe. Es ist nicht nur jede Mege Spass, ich habe auch viel gelernt und profitiert.  Diese Woche war auch das Banquett, welches ich auch schon nach der Football Saison gehabt habe. Es gab ebenfalls eine Menge leckerer Desserts. Zuerst gab es eine kleine Eintrittszeremonie für alle Neuzugänge von diesem Jahr. Uns wurden die Augen verbunden und mit einer Kerze in der Hand mussten wir einen Aufnahmeschwur ablegen. Danach wurden alle Awards verliehen, zum Beispiel "Best Role Model", "Biggest Achievement" und so weiter. Ebenfalls bekamen alle Seniors ihre Zertifikate.  Ich freute mich sehr über meines. Dann kam der vermutlich grösste Teil des Banquets. Für jeden Senior wurde eine Rede gehalten von einer Person ihrer Wahl. Ein Freund von mir, Garrett, hielt meine. Alle Reden waren sehr emotional, weil sich unsere Wege alle trennen werden. Die meisten werden ans College gehen, und sich deshalb lange nicht mehr sehen. Ich werde ebenfalls gehen, und zurück bleiben nur die Erinnerungen. Die Reden waren anstrengend, weil sie so traurig waren. Aber die Laune wurde ein wenig aufgefrischt mit einem Fotorückblick über die Saison. Danach war der Abend zu ende. Es gab viele Umarmungen, und die Speech Saison war damit offiziell beendet. Ich werde die meisten aber oft wiedersehen. Die Speech Coachin ist meine Lieblingslehrerin und ich habe weiterhin jeden Tag ihre Klasse.

Ich werde es sehr vermissen und bin traurig, dass ich vermutlich nie mehr Speech & Debate machen werde. Ich weiss nicht einmal, ob es das in der Schweiz auch gibt, aber auf jeden fall nicht in dieser Form. Ich hoffe, ihr lest bis hier - Speech lag mir nun mal am Herzen da musste der Artikel ein wenig länger werden :)

Ich entschuldige mich auch für die lange Zeit ohne einen Artikel zu veröffentlichen. Ich hatte diesen Post bestimmt schon seit fünf Wochen fertig, leider fehlten noch die Fotos die ich von einem Freund bekam. Die Zeit rennt und ich komme kaum nach mit schreiben was ich alles erlebt habe. Ich versuche mir mehr Zeit zu nehmen und bald einen weiteren Post zu veröffentlichen.

1 Kommentar:

  1. Hoi Luca
    toller Artikel und herzliche Gratulation zu deiner Superleistung.
    Papi

    AntwortenLöschen

Ich freue mich über Fragen, Kommentare und Rückmeldungen! Einfach hier reinschreiben!