" Mein Austauschjahr in den USA: Prom

Dienstag, 24. Juni 2014

Prom

Die Prom, der Prom, das Prom - ich habe keine Ahnung wie man the prom ins Deutsche übersetzt. Auf jeden Fall ist es der grösste Ball in der Karriere eines jeden High School Students und einer der wichtigsten Tage im Leben eines amerikanischen Teenagers. Auch in Filmen kommt "the best night of the year" oft vor. Sei es wildes Tanzen in Grease, Country Prom mit Schlägerei in Footloose, blutige Spektakel in Carrie oder die Prom im zeitlosen Klassiker Back to the Future mit einem Chuck Berry Gitarrensolo - man merkt wie wichtig die Prom ist für Amerikaner.
Die Schüler fangen schon sehr früh an, alles für den Abend zu organisieren und sich Dates zu suchen.
Meistens fragt der Mann die Frau. Ich war ein wenig spät dran, aber Avery hat trotzdem Ja gesagt. :)
Meistens geht man in Gruppen, vor allem wenn man nicht zusammen ist hat man mehr Spass mit anderen Leuten und die Atmosphäre ist lockerer. Wir gingen mit einem Päärchen und einem Solo-Mädchen deren Partner über 21 Jahren ist und deshalb nicht kommen durfte. Man darf nämlich auch Leute ausserhalb der Schule mitnehmen, vorausgesetzt sie überschreiten nicht die Altersgrenze und sie sind mindestens Juniors, also Elftklässler. Die Typische Prom ist nur für die beiden höchsten Jahrgänge einer High School. Die Zehntklässler, genannt Sophomores, sind teilweise beauftragt mit der Organisation und dem Setup.

Meine Prom Group: Avery, Tori, Patricia, Tyler
Während die meisten Mädchen ihre Kleider kaufen, mieten fast alle Jungs ihre Tuxedos oder Smokings. Wir müssen zwar nicht zur Maniküre und unsere Haare müssen auch nicht speziell gemacht werden, aber während man teure Schuhe und Kleider behalten und eventuell wieder verkaufen kann, ist es für uns Männer nicht minder teuer, denn alles was wir mieten, müssen wir wieder zurückgeben. Ich und mein Bruder Logan gingen zu einer benachbarten Stadt um undere Tuxe zu mieten. Etwa einen Monat vor der eigentlichen Prom liessen wir unsere Masse nehmen und bestellten die richtige Modelle. Am Tag vor Prom mussten wir sie dann abholen. Leider wurden wir enttäuscht. Die Manschettenknöpfe waren anders, das Einstecktuch hatte die falsche Farbe und das Hemd hatte die falsche Art von Kragen. Das Einstecktuch konnte noch ausgetauscht werden udn die anderen Sachen waren nicht verheerend, aber meinen Bruder hatte es schlimmer getroffen. Logan's Veste hatte eine andere Farbe! Zum glück hatte sie trotzdem einigermassen zum Kleid seines Dates gepasst. Für 190 Dollar war das eine ziemliche Zumutung!



Mein Prom Date Avery (Die Farben wurden beim Upload des Fotos verändert, in Wahrheit ist ihr Kleid  mehr türkis und leuchtend)
Am nächsten Samstag um 6 Uhr war es soweit. Rausgeputzt ging ich mit meinen Eltern zum Haus des einen Mädchens, wo wir uns alle verabredet hatten. Wir machten einige Fotos, und danach fuhren wir fünf als Gruppe nach Kokomo zu Olive Garden, einem italienischen Restaurant. Das Essen schmeckte super und wir hatten jede Menge Spass. Leider verträgt sich die italienische Küche nicht allzu gut mit den schönen Kleidern der Damen und so kam es, dass mein Date nach einem kleinen Malheur darauf bestand, zu ihrer Freundin in Kokomo zu fahren, und diese um ihre altes Prom Kleid zu bitten. Gesagt, getan - jedoch wollte das Auto für zwanzig Minuten nicht starten. Irgendwie hatte der High School Gott dennoch Erbarmen und es sprang an. Auf dem Rückweg zur Schule hat mein Date dann wieder zurück gewechselt, sie fand ihr altes Kleid trotz der Flecken wohl immer noch schöner - verstehe einer die Frauen! :) Auch wenn unser Abstecher schlussendlich nicht wirklich notwendig war haben wir dafür eine verrückte Geschichte zu erzählen und die diesjährige Prom war ein bisschen unvergesslicher.

Mein Date und meine Hostmom
Der eigentliche Ball war leider nicht besonders aufregend. Die Cafeteria war wunderschön verziert und kaum wiederzuerkennbar in einem Zwanzigerjahre Jay Gatsby look gestaltet. Als Flapper verkleidete Sophomores brachten Getränke und die Atmosphäre war toll. Leider war die Musikauswahl nicht der Wahnsinn und das Tanzen nicht wirklich besonders. Wie bei jedem amerikanischen Dance wird vorzugsweise gegrindet, was leider nicht die aufregendste Art zu tanzen ist. Wir hatten aber trotzdem Spass, und es war ein gelungener Ball. Zwischendurch hatten wir auch verkleidet in einem Fotoautomat lustige Fotos machen können oder in einem separaten Raum vom professionellen Fotografen schöne Bilder machen lassen. Es wurde auch die Prom Queen und der Prom King gekürt, für welche zuvor von den Schülern abgestimmt worden war.


Nach drei Stunden war das ganze Spektakel vorbei und es ging über zur Afterprom. Manche gehen heim, wir hatten im Auto in bequemere Kleider gewechselt, bevor es dann in die Berry Bowl, das Basketball Stadion ging. Da hatte es bis um halb drei Uhr jede Menge lustige Spiele, die man meistens zu zweit spielen konnte und dabei Tickets gewann. Diese konnte man später mit dem Namen beschriftet in Loskübel werfen und somit die dazugehörigen Preise gewinnen. Es gab ebenfalls gratis Pizza, Eis, Snacks, Dessert und Getränke und es waren sehr gesellige Stunden. Am Ende wurden die Preise verlost. Es gab Minikühlschränke, Handtaschen, Uhren, Mikrowellen, Gutscheine und sogar ein iPad zu gewinnen. Ich war unglaublich überascht von den extrem attraktiven Preisen die alle von lokalen Geschäften gesponsert wurden. Es waren bestimmt über fünfzig, mit einem Ggeschätzten Gesamtwert von über 10'000 Dollars. Nach den Preisen wurden noch Geldumschläge verlost für sicherlich fünfzig weitere glückliche Gewinner. Ich hatte leider weder einen der Preise noch einen Geldumschlag gewonnen, letzteren weil ich nicht wusste, dass man das Afterprom Ticket in einen Lostopf geben musste. Eine Austauschschülerin hat übrigens den Hauptpreis der Mädchen gewonnen: 500 Dollar in Bar. Ganz und gar nicht schlecht!

Die Corsage für die Lady darf natürlich nicht fehlen
Nach der Afterprom gingen mein Bruder und ich nach Hause und hatten eine kleine After-Afterprom-Party mit ein paar Freunden. Es war ein sehr toller Abend und definitiv einer der besten und erinnerungswürdigsten dieses Jahres. Wenngleich meine Erwartungen nicht ganz erfüllt wurden war es dennoch eine tolle Prom. Um ehrlich zu sein war aber der Teil vor der Prom mit dem Fotoshoot und dem Dinner  und der Teil nach der Prom besser als der eigentliche Ball, und da stimmen mir auch viele meiner Freunde zu.

Meine zweite Prom Group: Dylan, Kayleigh und Kennedy
Eine Woche später konnte ich dann beurteilen wie gut die Logansport Prom war, denn ich ging zu einer zweiten. Es war die Prom der Pioneer High School, ebenfalls in unserem County, nicht weit entfernt. Ich kenne eigentlich kaum Schüler aus anderen Schulen, mit Ausnahme von einigen Austauschschülern die ich bei den ISE Veranstaltungen und Austauschschschülerausflügen kennengelernt hatte. Die Gastschwester eines Brasilianers und eines Spaniers war auch auf einigen diesen Ausflügen dabei, und sie hat mich gefragt ob ich sie begleiten möchte. Ich sagte natürlich zu, denn so konnte ich wie jeder normale Amerikaner zu zwei Proms gehen. Dies hiess natürlich dass ich einen zweiten Tux mieten musste. Immerhin bekam ich 50% Rabatt, aber im Nachhinein war es ein Fehler, für zwei kurze Abende an die 300 Dollars auszugeben - ich hätte einen schönen Anzug kaufen sollen, dazu ein Anzugshemd und Fliege, Schuhe hatte ich für Speech bereits gekauft. ich hätte wohl nicht viel mehr Geld ausgegeben und es behalten können. Leider wusste ich zum Zeitpunkt, als ich das erste Mal zum Laden ging noch nicht, dass es noch eine zweite Prom geben werde.

Für die Fotos posen mit meinem Hostdad
Pioneer ist eine kleinere Schule als Logansport und sie veranstalteten ihre Prom nicht in der Cafeteria, sondern auf einem Schiff. Die Madam Carroll ist vergleichbar zu einem Schiff auf dem Zürichsee und relativ gross. Diesmal gingen wir in einer Vierergruppe. Nachdem wir Fotos gemacht hatten, fuhren wir nach Monticello, eine kleine Stadt etwa eine halbe Stunde entfernt. Wir assen dieses Mal auf dem Schiff, was auch noch cool war, denn die Stimmung war gut und man fühlte sich wie auf einem Mississippidampfer. Das Wetter war sehr gut und der Sonnenuntergang schön, während wir auf dem Schiff das Dinner hatten. Die Musik war besser und der DJ machte viel mehr Stimmung als in Logansport. Es waren zwar vermutlich weniger als halb so viele Schüler da als meiner ersten Prom, aber wir hatten dennoch viel Spass.

Mein zweites Date Kennedy
Da die Afterprom am nächsten Tag stattfand, gingen wir an eine kleine Party, und übernachteten im Haus einer Freundin. Am nächsten Morgen um 8:30 waren wir am vereinbarten Treffpunkt an der Pioneer High School. Mit zwei Bussen fuhren


wir, etwa 60 Schüler, nach Indianapolis zur sogenannten "Incredible Pizza Company". Es war ein grosses, fensterloses Gebäude, und der inbegriff amerikanischer Konsummentalität. Neben einem grossen All-You-Can-Eat Buffet mit überwiegend Pizza, gab es eine grosse Arcade, also eine Spielhalle, Laser Tag, Minigolf und sogar eine kleine Kartbahn! "Ganztagesunterhaltung für ihre bald faulen und dicken Kinder für wenig Geld." Die könnte ein Werbeslogan für das Konzept sein. Aber um ehrlich zu sein, es war sehr lustig. Wir hatten Spiele gespielt, gegessen, nochmals Spiele gespielt, noch mehr gegessen. Daneben hatte ich viele Leute kennengelernt und eine super Zeit verbracht. Eine ganz andere, aber ebenfalls coole Afterprom.

Die Fun Fotos sind ein Muss!
Die beiden Proms waren beide gut auf ihre Art. Ich mochte das Dinner und die Afterprom sehr bei der Logansport Prom. Die Musik war besser das zweite Mal und es war auf einem Schiff, was dem ganzen einen aufregenderen und exklusiveren Touch vereiht. In der Cafeteria war die Dekoration wirklich wunderschön und man hat nicht gemerkt wo man sich befindet. In Pioneer kannte ich kaum Leute. Wenn ich wählen müsste, würde ich die Logansport Prom wählen, alleine schon wegen den Leuten und weil es meine Schule ist. Aber beide waren auf ihre Weise super und ich werde meine doppelte Prom nie vergessen. Es war toll, wie ein richtiger High School Student den "best day of the year" zu erleben, und das gleich zwei Mal.

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